• duisburger filmwoche 37
  • das festival des deutschsprachigen dokumentarfilms
  • doxs! dokumentarfilme für kinder und jugendliche
  • 4. - 10. november 2013 im filmforum am dellplatz

presse

Vom 4. bis 10. November werden am Dellplatz insgesamt 27 von der Kommission für sehenswert und diskussionswürdig befundene Dokumentarfilme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ins Bild gerückt – unter ihnen fünf deutsche Erst- sowie acht Uraufführungen. Zum 37. Mal geht es einmal mehr nicht ausschließlich um das Betrachten, sondern darüber hinaus auch um das Bereden des vermeintlichen 'Abbilds der Wirklichkeit' und dessen Wahrhaftigkeit. Es wird zu besprechen sein, welche Strategien die Filme wählten, um Welt und Gegenwart ins Bild zu holen, dort zu verdichten und zu deuten – und was ausgespart bleiben soll oder muss. Dass und wie schließlich die Digitalität die Bilder auf besondere Art imprägniert, wird dabei und darüber hinaus ein weiteres Thema der diesjährigen Filmwoche.

Bilder im Bilde

Eröffnet wird die 37. Duisburger Filmwoche mit der deutschen Erstaufführung von SCHLAGERSTAR der österreichischen Filmemacher Marco Antoniazzi und Gregor Stadlober. Marc Pircher, Stern am Himmel der volkstümlichen Schlagermusik, ist nimmermüde unterwegs durch Bierzelte, Multifunktionshallen, Musikantenstadl und Gaststätten – und ist stolz, von seinem Erfolg leben zu können. Erfolg, den auch Edgar Reitz mit seinen Heimat-Filmen nicht von sich weisen kann. Nun dreht er mit "Die andere Heimat" einen der letzten Jungen Deutschen Filme. Jörg Adolph und Anja Pohl sind mit MAKING OF HEIMAT dabei, immer einen Schritt zurück und schaffen ein Bild über dessen Schöpfer.

Familienbilder

Bilder verbinden Generationen. Dem Aufwachsen im System Camorra widmet sich LE CREATURE DEL VESUVIO. Zwischen Ringelreihen und Firmung, verirrt in den Gassen Neapels, lässt Martin Prinoth die allgegenwärtigen Spannungen der Gebote und Gebieter spürbar werden. Auch MEINE KEINE FAMILIE zeichnet ein Bild der Fremdbestimmtheit. Geboren in der Muehl-Kommune am Friedrichshof – und damit in die Vergemeinschaftung von allem und jedem –, taucht Paul-Julien Robert in das Archiv vergessener Kindheitstage und affrontiert seine Mutter auf der Suche nach einem familiären Gerüst. Was war Familie gestern, was heißt es heute. Ein immerwährendes Thema, das sich ebenso in DILIM DÖNMÜYOR offenbart. Serpil Turhan reist zu ihren kurdischen Wurzeln und kehrt zurück in die familiäre Fremde. Noch vor ihrer Geburt waren ihre Eltern nach Deutschland gekommen, sind geblieben und haben dbei ihre Sprache zurückgelassen, zwischen Alltag und Gepflogenheiten. Der Pflege dieser geht auch Ana-Felicia Scutelnicu nach. PANIHIDA folgt einer Trauerzeremonie in einem moldawischen Dorf, der diskutierenden und klagenden Gemeinde, aus der sich der Zug zur letzten Ruhestätte formiert. Ein endlos scheinender Weg führt über trockene Felder und steinige Pfade.

Gesellschaftsbilder

Bilder schaffen Weiten. Im Westjordanland hütet eine Großfamilie seit Generationen ihre Schafherden. Heute befinden sie sich im Grenzgebiet zu einer israelischen Siedlung und Max Sänger sieht mit FAR'FALASTIN dem Miteinander von patrouillenden Soldaten und Alteingesessenen zu. Hier will keiner gehen. Anders als in Somalia, Libyen, Syrien. Dort, wo kein Meer ist, werden Zäune gebaut, Wärmebildkameras installiert. Ein Kontinent schottet sich ab. In NACHT GRENZE MORGEN zeigen Tuna Kaptan und Felicitas Sonvilla zwei junge Schleuser an der türkisch-griechischen Grenze. Warten im Hotel, Warten auf die Nacht. Angekommen in Deutschland. In einem Asylbewerberheim im Niemandsland, irgendwo hinter der Endhaltestelle des leeren Linienbusses, befindet sich ÖDLAND von Anne Kodura. Hier verbringen die Kinder ihre Sommerferien mit Kupfer, Baden, Zeittotschlagen. Die wenigsten kennen ihre Vergangenheit, ebensowenig wie ihre Zukunft. Geisterstädte zwischen Gestern und Morgen im Reich der Mitte besucht Yu-Shen Su. Hier Ordos. Da Yumen. Die eine Stadt verlassen, die andere noch nicht bezogen, wird REN ZAO KONG JIAN zu einem Lehrfilm in Stadtplanwirtschaft.

Künstliche Bilder

Bilder täuschen Sinne. Neue alte Stilmittel im Dokumentarfilm. Mit VATERS GARTEN geht Peter Liechti in sein altes Elternhaus und sucht Gespräche, stellt Fragen. Zwei Hasenpuppen brechen dabei spielerisch die Distanz. Bilder zeigen, obwohl sie nicht gezeigt werden dürfen. Katrin Rothe muss sich damit auseinandersetzen, erlebt die Gentrifizierung am eigenen Leib. Ein Investor will "ihr" Haus in eine noble Immobilie verwandeln. In BETONGOLD greift sie zum Stift und wehrt sich animierend. Duisburg lädt seit jeher dazu ein, den Begriff Dokumentarfilm recht offen zu verstehen – Grenzgänger des Genres sind ebenso willkommen wie Mischformen. Nele Wohlatz und Gerardo Naumann bewegen sich in solch einer Zwischenwelt. RICARDO BÄR lebt in einem Dorf ehemaliger deutscher Migranten in Argentinien, arbeitet gern im ländlichen Betrieb seiner Familie. Doch er will vielleicht Pastor werden. Kann solch ein Film "gedreht" werden? Wird Ricardo sich selbst "spielen"? Ganz anders Marcin Malaszczak. Er entführt in einen Tagebau, zeigt ein herumstreunenden Kosmonauten, eine Betreuungsanstalt für psychisch Normabweichende. SIENIAWKA ist ein steter Seiltanz zwischen Realem und Fantastischem.

Tönende Bilder

Bilder machen Musik. Auch in diesem Jahr wird die Nightline aus dem wohlgezeichneten Programm heraus drei kleine Nachtmusiken auf die Bühne bringen. Für Mittwoch hat sich Andreas Bolm a.k.a. Die Wiedergänger vom Bleiben überzeugen lassen. "Edda, Tante, Mutter, Tochter" finden sich erst in DIE WIEDERGÄNGER im Wald, dann im Grammatikoff am Dellplatz wieder. Von den von Menschenkopf und -hand geschaffenen Weiten REN ZAO KONG JIAN’s inspiriert, werden [ B O L T ] in dieselbigen der Donnerstag’ Nacht entführen. Schließlich am Freitag wird, nachdem IM AUGENBLICK den Altmeistern der Philosophie tierische Projektionsflächen bot, Simon Quack a.k.a. dj niKITa den aktuellen Gelehrten der Musik Gehör auf der Tanzfläche verschaffen.

Bunte Bilder

Bilder brauchen Bilder. In diesem Sinne werden sich auch die Extras der diesjährigen Filmwoche ganz dem Bild im Bilde widmen. In DIGITALBURG begeben wir uns auf die Suche nach Strategien im Umgang mit der Komplexität und Realität digitaler Bildformen und deren Für und Wider. Ein Gespräch zwischen Medienwissenschaftlerin Ute Holl (Universität Basel) und Filmemacher und Autor Maximilian Linz. In der Kooperation mit 3sat stellen wir erst unscharf, um tatsächlich scharf sehen zu können. WENN DIE DINGE TRÄUMEN, ENTSTEHEN BILDER, so Elfi Mikesch, die sich in einem Gespräch mit Birgit Kohler dem Bildermachen und der Kamera als Instrument von Aufzeichnung und Imagination widmen wird. Gemeinsam mit ARTE präsentieren wir en plus Jean Rouchs LES MAÎTRES FOUS (1955) – ein Bildklassiker, der einst zwischen Kulturbegegnung und Kulturverfall polarisierte und Kritik wie Aufführungsverbote überdauerte. Und nach dem Bilde laden wir am Sonntag mit Harald Bergmanns DER SCHMETTERLINGSJÄGER (2012) im Rahmen einer Matinée zu einem filmischen Essay, der episodenhaft Nabokovs Leben und Schaffen abzubilden sucht.

Traumbilder

Bilder brauchen Rahmen. Dass Bilder-Machen eine Kunst sein kann, zeigt sich im Angesicht der Arbeiten von Elfi Mikesch. Als Filmemacherin, Kamerafrau und Fotografin hat sie Bilder von großer visueller Kraft geschaffen, die unverwechselbar sind und denen das Gemachte, das Gestaltete anzusehen ist. Am Mittwoch um 19 Uhr wird im Grammatikoff eine Ausstellung von und zu Elfi Mikesch eröffnet. Die großformatigen Bilder in TRAUM DER DINGE – PHOTOGRAPHIEN 1967-2003 geben, wie das gleichnamige Buch auch, einen sehr persönlichen Einblick in die Bild- und Traumwelten von Elfi Mikesch. Die Ausstellung wird über die Filmwoche hinaus noch bis 4. Januar 2014 im Grammatikoff zu sehen sein.

 

Zum zwölften Mal findet gleichzeitig mit der Duisburger Filmwoche auch das Kinder- und Jugenddokumentarfilmfestival doxs! kino statt.

Am Sonntag um 15 Uhr werden wie immer ausgewählte Preisträgerfilme noch einmal zu sehen sein.

 

Sie finden das diesjährige Film- und Rahmenprogramm hier. Wir freuen uns über Ihre Berichterstattung - seien Sie dazu jederzeit 'im Bilde' und abonnieren unseren Newsletter, folgen uns auf facebook/duisburger.filmwoche oder nehmen direkt Kontakt mit uns auf.