• duisburger filmwoche 41 - 6.–12. November 2017 im filmforum am Dellplatz
  • duisburger filmwoche 41 - das festival des deutschsprachigen dokumentarfilms
  • duisburger filmwoche 41 - doxs! dokumentarfilme für kinder und jugendliche 16
mittel der wahl

die preisträger
der 41. duisburger filmwoche

Der ARTE-Dokumentarfilmpreis, dotiert mit 6.000 Euro, geht an:

ATELIER DE CONVERSATION von Bernhard Braunstein
AT / FR / LI 2017 | Farbe | 72 Min. | Deutsche Erstaufführung

ATELIER DE CONVERSATION 
Bernhard Braunstein
Foto: Adrien Lecouturier

Begründung:
Bernhard Braunsteins ATELIER DE CONVERSATION ist der glückliche Fall einer Doppelung: Gefilmt wird das Sprachlabor des Centre Pompidou, in dem sich Menschen, die die französische Sprache lernen wollen, allwöchentlich treffen, um entlang einer Auswahl von vorgegebenen Themen in eben dieser Sprache zu debattieren: Wo die Diskussionen vor der Kamera konzentriert und präzise, dabei neugierig und fast immer vorsichtig von Statten gehen, ohne dabei den zentralen Fragen von Identität, der Begegnung mit dem Fremden und dem Ineinander von Wirtschaft und Politik aus dem Weg zu gehen, entwirft Braunstein eine ebenso komplexe, insistierende, neugierige, formal klare aber doch tiefgreifende filmische Form: In einem dem Diskurs verschriebenen Festival wie der Duisburger Filmwoche artikuliert ATELIER etwas Zentrales über das Kino und die Kommunikation, wird zum Scharnier zwischen dem Sehen und dem Sprechen, dem Kino und dem Grammatikoff. Wir gratulieren Bernhard Braunstein zum ARTE-Dokumentarfilmpreis 2017.

 

Der 3sat-Dokumentarfilmpreis für den besten deutschsprachigen Dokumentarfilm, dotiert mit 6.000 Euro, geht an:

TIERE UND ANDERE MENSCHEN von Flavio Marchetti
AT 2017 | Farbe | 88 Min.

TIERE UND ANDERE MENSCHEN Flavio Marchetti

Begründung:
Der Film erkundet das Wiener Tierschutzhaus auf eine elegante Art und Weise. Die Institution wird beiläufig erzählt, nach und nach vermittelt sich ein Begriff davon, was Arbeit hier bedeutet. Das Fragmentarische hinterlässt keine offenen Fragen, sondern verdichtet sich aufgrund der klugen Montage zu einem großen Bild: Letztlich geht es in TIERE UND ANDERE MENSCHEN um Kommunikation – um die zwischen den Menschen und den Tieren, aber auch um die zwischen Menschen und Menschen über Tiere, wenn selbst nur einseitige gefilmte Telefonate präzise Vorstellungen über das Misslingen des Miteinanders eröffnen. Darin ist die gesellschaftliche Idee des Films erkennbar: das Tierschutzhaus als Transitzone, in der das Scheitern wohnt und Erfolg nur mit Empathie und Hingabe produziert werden kann. Unbedingt hervorzuheben an dem souveränen, umsichtigen Film ist die wache Kamera – schon weil sie für einen Augenblick den Ausflug aus dem Dokumentarischen ermöglicht, wenn der unleidliche, gepeinigte Affe Rosi die Zähne fletscht wie in „Planet of the Apes“.

 

Der Förderpreis der Stadt Duisburg, dotiert mit 5.000 Euro, geht an:

SPINELESS KINGDOM von Max Sänger
DE 2017 | Farbe | 29 Min. | Uraufführung

SPINELESS KINGDOM Mehdi Sahebi

Begründung:
In Cornwall findet Max Sänger in SPINELESS KINGDOM den Entomologen Patrick Saunders vor, einen der Zivilisation entfremdeten und der Natur umso zugewandteren Walden unserer Zeit. Dabei wird deutlich, was dokumentarisches Filmeschaffen in seinem Kern kann: Menschen, die ein anderes Leben für sich gewählt haben, nicht einfach nur sichtbar machen, sondern deren Rhythmus und Körperlichkeit, Lebenseinstellung und spezifischen Blick auf die Welt spürbar zu machen. Was so entsteht ist ein Film, der seiner Hauptfigur nicht irgendwelche Logiken der Narration und Repräsentation aufdrängt, sondern umgekehrt, das Wesen seiner Hauptfigur zum Ausgangspunkt einer filmischen Form, eines dokumentarischen Blicks macht. Wir gratulieren Max Sänger zum Förderpreis der Stadt Duisburg.

 

'Carte Blanche' - Nachwuchspreis des Landes NRW dotiert mit € 5.000, geht an:

SPIELFELD von Kristina Schranz & Caroline Spreitzenbart
DE 2017 | Farbe | 26 Min.

SPIELFELD 
Kristina Schranz 
Caroline Spreitzenbart

Begründung:
Ein Dokumentarfilm muss tun, was ein Dokumentarfilm tun muss – dahin gehen, wo die mediale Aufregung des Tagesaktuellen nie gewesen ist oder lange nicht mehr war. Lakonisch vermisst der Film mit dem sprechenden Titel SPIELFELD einen politischen Raum, den die Brisanz verlassen zu haben scheint: ein Grenznadelöhr, das EU-Europa 2015 vor Fragen gestellt hat, die von den Newsfeeds und Nachrichtenströmen nie beantwortet werden. SPIELFELD kartografiert in nüchternschönen Bildern das Leben, das unter politischem Aktionismus leidet: Stacheldrähte und Zäune, kurz: „Grenzmanagement-Systeme“, die auf Menschen warten, mit denen keiner rechnen will. Genauso wenig wie mit den Menschen, die geschützt werden sollen, denen aber in Wahrheit Alltag und Ökonomie beschädigt werden.

11. November 2017, für die Jurys: Alejandro Bachmann, Marcy Goldberg

Der Preis soll Ansporn sein, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen. Das Potenzial, das der Siegerfilm zeigt, soll weiter ausgeschöpft werden. Die Preisträgerinnen wird dabei durch ein Mentorat unterstützt und soll beim nächsten Projekt von einem erfahrenen Filmemacher oder einer erfahrenen Filmemacherin begleitet werden. 2018 wird auf der Duisburger Filmwoche die neu entstandene Arbeit – als Film oder als moderierte Präsentation des Status quo – gezeigt werden.

 

Der Publikumspreis der Rheinischen Post für den beliebtesten Film, dotiert mit 1.000 Euro, geht an:

INSCHALLAH von Antje Kruska & Judith Keil
DE 2017 | Farbe | 92 Min.

INSCHALLAH 
Antje Kruska & Judith Keil

11. November 2017, die Jury: Margret Daniels, Annegret Deupmann, Lars Henriksson, Rosa Menges, Petra Müller, Marianne Neumann, Petra Feuersenger