Begründung:
Der Ort des Geschehens ist klar umrissen: eine Geburtsklinik in Wien. Welche Schritte sind notwendig, damit ein Mensch zur Welt kommen kann? Im beobachtenden Modus der Direct-Cinema-Schule protokolliert der Film die Abläufe innerhalb einer Institution und eröffnet dem Zuschauer eine Welt standardisierter Prozesse – Beratung, Untersuchung, Verwaltung und schließlich die Geburt selbst. Für das Miteinander von Patientin und Personal ist alles geplant, vieles bleibt dennoch unwägbar. Durch die Reibung eines Regelwerks mit Momenten individuellen Glücks und Leidens entwickelt "In die Welt" seine besondere Spannweite: nüchtern und zugleich von physischer Wucht, intim, doch nicht voyeuristisch, distanziert, aber nie teilnahmslos.
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Begründung:
Wir sind in einem Dorf in Osteuropa, kurz hinter der Grenze der Europäischen Union. Der Bauer Costica lebt mit seinen drei Kindern allein und versucht, mit Zärtlichkeit und Strenge den Alltag zu bewältigen. Die Mutter ist fern, um Geld zu verdienen. Das Telefongespräch mit ihr klingt erstaunlich unpersönlich. Irgendwann kommt ein Paket aus Italien mit Parmesan, Sonnenbrille und Blumensamen.
Ein Film über eine Abwesenheit, der auch einer über die Präsenz und gegenseitige Unterstützung ist. Ein Film über Beziehungen. In der Familie. Zwischen Reich und Arm, EU- Europa und außerhalb. Und dem Filmemacher und seinen Helden. Besonders Vater Costica spielt seine Rolle mit Einsatz.
Ein Leben in Armut. Doch das Elend wird weder ausgestellt noch besungen. Der Filmemacher hat sich dafür entschieden, statt spektakulärer Extreme das Anpacken des alltäglichen Lebens in den Vordergrund zu stellen und auszuleuchten. Wir danken dem Filmemacher dafür, uns bei diesem Gang über die Grenze mitzunehmen.
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Begründung:
Ein Mensch ist, was er arbeitet. Wenn er keine Arbeit hat oder sie verliert, was ist er dann? Eva Stotz projiziert ein Szenario zeitgenössischer Arbeitswelten, in denen die einen krampfhaft dort ausharren, wo sie nicht mehr geduldet werden, und die anderen nicht wissen, wo sie einsteigen können: ein Manager, der nach einer unrechtmäßigen Kündigung von Arbeitskollegen gemobbt wird; ein junger Mann, der sich als öffentliche Werbefigur erniedrigt; eine Schülerin, die sich bange nach ihren beruflichen Chancen fragt. Auf assoziative Weise verknüpft "Sollbruchstelle" urbane Alltagsszenen und gleichnishafte Reflexionen zu einer Momentaufnahme Deutschlands in der Orientierungslosigkeit. Mit so eindringlichen wie diskursiven Mitteln regt der Film den Zuschauer an, den eigenen Standpunkt zu überprüfen, die eigene Sollbruchstelle zu finden.
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Begründung:
"Ich möchte, dass wenn ich zu Tode kommen sollte, dass etwas unternommen wird."
Die Filmemacherin Beate Middeke hat mit "Zuletzt befreit mich doch der Tod" etwas unternommen.
Ihr Film umkreist das Schicksal der jungen Frau Kay, die auf den Namen Gwendolin getauft wurde, mit Tagebucheinträgen und Gesprächen mit Familienangehörigen, Verwandten, Freunden, Betreuerinnen und einem Gutachter. Nach jahrelangen Therapieversuchen begeht Kay 2001 Selbstmord.
Die Not der jungen Frau wird im Laufe des Films immer offensichtlicher. Vermeintliche Gewissheiten werden jedoch immer wieder in Frage gestellt. Die vielfältigen Zugänge, die die Filmemacherin gewählt hat, offenbaren die Komplexität des Themas, der Wunsch des Zuschauers nach eindeutigen Antworten wird nicht erfüllt.
Das Thema des Films wird in der öffentlichen Diskussion nach wie vor häufig tabuisiert, ist jedoch weltweit von hoher Brisanz. Die Jury des Goethe-Instituts ist darüber hinaus der Ansicht, dass die Filmemacherin mit diesem Film einen außerordentlichen Zugang gefunden und eine Anregung gegeben hat, den eigenen Gewissheiten in jeder Hinsicht kritisch gegenüber zu stehen und sich wach mit seinem Umfeld auseinanderzusetzen.
Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert. Zudem wird der Film angekauft, in verschiedene Sprachen untertitelt und den Goethe-Instituten weltweit für ihre Filmarbeit angeboten.
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