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die preisträger
der 33. duisburger filmwoche

Der 3sat-Dokumentarfilmpreis für den besten deutschsprachigen Dokumentarfilm, dotiert mit 6.000 Euro, geht an:

Oceanul Mare von Katharina Copony, Österreich, 2009

Oceanul Mare von Katharina Copony Katharina Copony

 

Begründung:

Anhand des Lebenswegs dreier chinesischer Immigranten in Bukarest lotet Oceanul Mare auf vielschichtige Weise Formen des Fremd-Seins aus. Hier, rund um einen Markt als Umschlagplatz von Waren, kultureller Identität und Träumen, begleitet der Film eine Frau und zwei Männer auf der Suche nach Selbstvergewisserung. Souverän, mit präzisem Blick führt Katharina Copony die bestimmenden Themen des Films zusammen: Sprache als Grenze und Verständigungsmittel, ethnografische und soziale Bedingung und Entwicklung durch Bewegung. Bei Oceanul Mare korrespondieren in bestechender Weise formale Strategien und thematischer Zugang. Eine herausragende Gegenwartsreflexion, die gleichwohl Zukunftsperspektiven öffnet.

 

7. November 2009, die Jury: Till Brockmann, Heike Hupertz, Michael Pekler

 

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Der ARTE-Dokumentarfilmpreis, dotiert mit 6.000 Euro, geht an:

Zum Vergleich von Harun Farocki, Deutschland/Österreich, 2009

Zum Vergleich von Harun Farocki Harun Farocki

 

Begründung:

Der von der Arte-Jury ausgezeichnete Film beschreibt eine Reise: Mit der Kamera geht es durch Länder und Kontinente. Man folgt einem Gegenstand, dem Ziegelstein, Grundelement der Häuser, in denen wir leben.
Während man sieht, wie Ziegelsteine hergestellt und Häuser gebaut werden, sieht man zugleich wie radikal Bauweisen und Lebensformen sich im Lauf der Entwicklung veränderten. Ganz selbstverständliche Mitwirkung von Frauen beim Bauen hier – Hochtechnologie fast schon ohne Menschen dort.
Dem Film gelingt durch einfachste dokumentarische Beobachtung und die Kunst der Montage nicht weniger als eine Reise durch die Zeiten – eine kleine große Kulturgeschichte. Was wäre die Baukunst ohne den Ziegelstein?

 

 

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Der Förderpreis der Stadt Duisburg, dotiert mit 5.000 Euro, geht an:

Schneeränder von Nele Wohlatz, Deutschland, 2009

Schneeränder von Nele Wohlatz Nele Wohlatz

 

Begründung:

Neben ausgeschnittenen Schlagzeilen über deutsche Politik und Weltgeschichte kleben in den Tagebüchern der alten Frau immer wieder Bilder riesiger Tiere - das eine und das andere gleichberechtigt Seite an Seite. Nele Wohlatz folgt ihrer Oma geduldig mit der Kamera durch den Kosmos der kleinen Wohnung, in der ständig etwas abhanden gekommen scheint, sei es der Briefkastenschlüssel oder der Power-Knopf des Radios. Das Verschwinden der Erinnerung ist körperlich und geistig spürbar in einem Traum von Nilpferden. Im trüben Wasser schweben Blätter, versinken wie verlorene Bruchstücke der Vergangenheit. Ein Bild voller Friedlichkeit, aber was befand sich noch mal an der Oberfläche? Es ist nicht mehr greifbar. Der Film zeigt nicht, was das Vergessen von Geschichte für die Menschheit bedeutet; er zeigt, was das Vergessen der persönlichen Geschichte bedeutet, und wie es sich anfühlen könnte.

 

 

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Der Dokumentarfilmpreis des Goethe Instituts, dotiert mit 2.000 Euro, geht an:

Shanghai Fiction von Julia Albrecht und Busso von Müller, Deutschland, 2009

Shanghai Fiction von Julia Albrecht und Busso von Müller

 Busso von Müller

 

Begründung:

Den Filmemachern Julia Albrecht und Busso von Müller gelingt es, in einer komplexen kinematographischen Verknüpfung von vier Lebensgeschichten die persönliche Desillusionierung und den Verlust gesellschaftlicher Werte exemplarisch darzustellen. Beeindruckend ist vor allem, wie überzeugend die Regisseure den Zuschauern auch die sehr persönliche Welt der Protagonisten vermitteln.
Die Montage von privaten, filmischen Bildern und historischem Archivmaterial verbindet auf bestechende Weise verlorengegangene gesellschaftliche Utopien mit der Vereinzelung in der heutigen globalisierten Welt.

 

Neben dem Preisgeld wird der Film angekauft, mit Untertiteln in mehreren Sprachen versehen und den Goethe-Instituten weltweit für ihre Filmarbeit angeboten.

 

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Lobende Erwähnung:

 

Die Maßnahme von Maik Bialk, Deutschland, 2009

 

Die Maßnahme von Maik Bialk Maik Bialk

 

Begründung:

Eine lobende Erwähnung geht an den Film Die Maßnahme von Maik Bialk, der auf sehr differenzierte Weise das vielschichtige Thema des Umgangs mit der Arbeitslosigkeit darstellt.
Mit sensiblen Fragen und genauen Beobachtungen gelingt es dem Regisseur, Betroffene und Behörden gleichermaßen zu Wort kommen zu lassen. Erfolg oder Misserfolg der Maßnahme werden auf beiden Seiten völlig unterschiedlich wahrgenommen. Durch diesen Kontrast ergeht eine direkte Aufforderung an den Zuschauer, über Sinn und Neubestimmung von Arbeit nachzudenken.

 

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Der Publikumspreis der Rheinischen Post für den beliebtesten Film, dotiert mit 1.000 Euro, geht an:

Korankinder von Shaheen Dill-Riaz, Deutschland/Bangladesch, 2009

 

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Der Goldene Buchstabe für einen Nachwuchsfilm, der sich in besonderer Weise mit interkultureller Kommunikation auseinandersetzt, geht an:

Dacia Express von Michael Schindegger, Österreich, 2008

Dacia Express von Michael Schindegger Michael Schindegger

 

Begründung:

Die europäischen Grenzen sind offen, wenn auch ein moldawisches Visum immer noch weniger gilt als eines aus Rumänien. Menschen reisen von Ost nach West und zurück, um Arbeit zu suchen, zu arbeiten, Familien zu besuchen oder als Touristen. Transportmittel und Transitraum zugleich ist der Zug, der die Reisenden mit altmodischem Rattern von Wien nach Bukarest begleitet. Kamera und Mikrofon zeichnen Gesichter und Geschichten auf: Gespräche über politische Verhältnisse, abwesende Kinder und gescheiterte Lebensentwürfe, das Verhältnis von Männern und Frauen in West und Ost und die Vorzüge des Bollywoodkinos.
Wir sehen und hören einen weiten Fächer europäischer Momentansichten, an einem Ort versammelt und von der Montage verdichtet zu einer gemeinsamen Nachtreise, bevor jeder der Reisenden wieder als Einzelner in seine Lebensroutine zurückkehrt.

Der Preisträger erhält eine Film- oder Videountertitelung in eine beliebige europäische Standardsprache für den prämierten Film oder ein Nachfolgeprojekt.

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