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presse

Filmstoff

Der Dokumentarfilm in Duisburg hat sich schon immer den Grenzbereichen des Dokumentarischen gewidmet: den Chancen, den Engpässen und dem Scheitern dokumentarischen Arbeitens. Und der Kraft der Bilder. In diesem Sinne laden 25 Arbeiten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Sehen, Denken und Reden ein. Wir freuen uns über sieben Uraufführungen und sechs deutsche Premieren.

Das Programm eröffnet ein weites Themenfeld, das sich gleichermaßen im Formalen niederschlägt. Manche Projekte konnten nur durch die enorme Beharrlichkeit seitens der Autoren zu Ende geführt werden. Viele sind über einen Zeitraum von mehreren Jahren entstanden. Und in manche gerät man eher durch Zufall. ‘Wozu denn einen Film über uns?’

"Wie inszeniert man Jesus in einer Basisdemokratie?" Die Glaubensgemeinschaft der Christen und ihre Rituale bildet einen programmatischen Schnittpunkt. Oberammergau, das sizilianische Trapani, der Petersplatz und Marktl am Inn sind besondere Schauplätze, an denen die Gläubigen ihren religiösen Leitbildern die Ehre erweisen.  Aber auch persönliche Überzeugungen und Ansichten verlangen ihren Glauben: an eine bessere Zukunft, an das persönliche Anrecht auf Glück, an ein politisches System, an Menschen, die uns nahestehen, an die Gerechtigkeit. Gesellschaftliche Umwälzungen stehen ebenso im Mittelpunkt wie die bindenden Rituale einer Gemeinschaft. Auch im Privaten oszilliert die Perspektive häufig zwischen Festhalten und Neuanfang. Autobiografische Fiktionen, feinsinnige Beobachtungen, konzentrierte Miniaturen.

Geschichten über Orte und Menschen.

Redestoff

Duisburg ist gleichermaßen Ort des Redens. Im Zuge stetig wachsender Programme, gönnt sich die Filmwoche den Verzicht auf Parallelvorführungen, Publikum und Gäste sind somit immer auf dem gleichen Stand. Die Debatte im Anschluss an jede Vorführung bietet Zeit für eine konzentrierte Auseinandersetzung über das Gesehene, immer auch mit den jeweiligen Autoren. 

Extra

Die heutige Fernsehkultur und die Notwendigkeit eines kritischen Diskurses über die Wirkungsweise von Bildern stehen im Mittelpunkt des Extras "Zum Film überreden oder über Film reden?".  Wie steht es um die Selbstreflexion des Fernsehens? Wo liegt dessen Zukunft?

Lecture

Computerspiel und Militär sind aufs Engste miteinander verknüpft. Ob Vietnam oder Irak, das Militär lieferte die Vorlagen für die Spieleindustrie. "Ernste Spiele" widmet sich u.a. dem Verhältnis von Technik und Krieg, von Auge und Maschine. 

en plus

Wir bleiben in Kriegsgefilden. Historische Feinkost zum Festivalabschluss: der erste Dokumentarfilm der Filmgeschichte, gedreht vom britischen Militär. "Die Schlacht an der Somme" ist die Referenz für das Genre des dokumentarischen Kriegsfilms. Und auch vor knapp 100 Jahren waren die Konturen von dokumentarischem und inszeniertem Material keineswegs scharf voneinander abgegrenzt.

Lesestoff

Die Duisburger Protokolle, die seit den Anfängen der Filmwoche die öffentliche Debatte nach jedem Film zu einem Text kondensieren, waren nicht selten Anlass kleinerer und größerer Skandale. In den härtesten Fällen zogen sie auch Proteste gegen ihre Veröffentlichung seitens der Autoren nach sich, die das Festival immer respektiert hat.
Zum Nachspüren, wie ein Film aufgenommen, verstanden und diskutiert wurde, bieten die Protokolle eine einzigartige Gelegenheit, die sich zudem durch den jeweiligen Stil des Protokollanten auszeichnet.
Die Protokolle der Jahrgänge 1998 bis 2010 stehen online zur Verfügung. Was heute fix per Computer redigiert wird, verlangte einst eine Schreibmaschine, Tippex, Geduld und Mühe. Zur Jubiläumausgabe wurden die Archive durchforstet, und zum Festivalbeginn können die Protokolle aller Filmwochenjahrgänge nachgelesen werden.
Eine schöne wie ertragreiche Gelegenheit, sich auf die Spuren filmtheoretischer wie filmpolitischer Debatten und der Materialität vergangener Zeiten zu begeben.